Ein Anruf, eine SMS, ein kurzer Blick und alles ist anders.
Ich muss mich durch meinen Beruf immer wieder mit Dingen, die das Leben verändern, befassen. Trotzdem hatte ich bisher das Glück, die nötige Distanz zu wahren um nicht wirklich, darin verwickelt zu werden. Immer wieder fragen mich Familie, Freunde oder flüchtige Bekannte wie ich es schaffe, nicht mit jedem Kind mitzuleiden. Um ehrlich zu sein ist das ganz einfach, es sind eben nicht meine Kinder! Es ist nicht meine Familie von der ich die schrecklichsten Geschichten lese, es sind nicht meine Kinder die offensichtlich, an der heutigen Gesellschaft zerbrechen. Ich sehe mich als kurzzeitige Abwechslung im Leben der Kinder, was danach kommt kann ich (leider?) nicht beeinflussen.
Natürlich gebe ich diese Antwort nur denen, die sie auch verkraften. Bei allen andern kommt das typische: Ach was, das lernt man mit der Zeit! Ich bin mir sicher, jeder der in einem sozialen Beruf tätig ist, hat diesen Satz schon öfters verwendet, nur um sein Gegenüber nicht zu belasten.
Wer antwortet heute eigentlich noch ehrlich auf: Wie geht es dir?“, ich denke kaum jemand! Schon oft habe ich versucht zu verstehen warum das so ist. Warum wir die Schutzmauer um uns herum von Jahr zu Jahr höher bauen? Warum muss ich, bevor ich auf: Wie geht’s dir?“ antworte, darüber nachdenken, ob mein Gegenüber die Antwort überhaupt hören will. Eine ehrliche Antwort auf diese Frage verlangt von beiden Seiten sehr viel ab. Der, der sich öffnet, macht sich verletzlich. Der, der zuhört, wird mit fremden (zusätzlichen) Problemen belastet. Für beide nicht einfach, aber machbar! Oft reicht es aus einfach nur zuzuhören! Es braucht nicht immer einen Rat oder eine Antwort. Ich habe so oft mit Kindern zu tun, denen noch nie, jemand zugehört hat, die völlig überfordert, mit jeder Art von Zuwendung sind. Menschen für die „normaler“ Blickkontakt einen massiven Eingriff in ihr Privatestes darstellt. Kinder mit Mauern größer als sie selbst! Ich denke, wenn wir die Mauer um uns erstmal aufgebaut haben, ist es fast unmöglich diese wieder abzubauen.
Was aber, wenn es plötzlich um die eigene Person geht, wenn es nicht mehr gelingt in dritter Reihe zu stehen und die Situation als Zuseher zu betrachten? Wenn man: Wie geht’s dir?“ mit: Danke, gut!“ beantwortet, nur um nicht die Wahrheit aussprechen zu müssen. Situationen, die alles verändern und einem zeigen, worum es im Leben wirklich geht. Tja dann, denke ich, muss man sich seinen Platz im Leben aufs Neue suchen. Genau das habe ich die letzten Wochen gemacht, ich habe mich von Altlasten getrennt und verstehe jetzt, wenn auch nur ein kleines bisschen besser, dass jeder anders ist. Manchen gelingt es besser auf ein: Wie geht’s dir?“ zu antworten, den anderen leider gar nicht. Wie es mir momentan geht, weiß ich noch nicht. Aber ich versuche mich jeden Tag damit zu befassen und eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Wundschön geschrieben Sasi! <3
danke meine liebe <3 . bedeutet mir wirklich viel ..